Ferdi

Ferdi entfachte den Nachwuchs-Boom

Norbert Ferdinand hat bei Schwarz-Weiß großartiges geleistet – jetzt ist er im Alter von 81 Jahren gestorben

Von Stephan Neumann

Die Sportanlage Rheinhöhe war sein zweites Zuhause. Manchmal hätte man wohl auch das „zweite“ weglassen können. Denn Norbert Ferdinand, für alle der ,,Ferdi“, lebte den Fußball, überhaupt den Mannschaftssport und die Gemeinschaft. Bei DJK SC Schwarz-Weiß Wiesbaden war er, daran gibt es keinen Zweifel, eine Institution. „Er war im positiven Sinne ein Original und anerkannt in der heimischen Fußball-Welt. Ich hatte mit ihm immer ein super Verhältnis“, sagt der Wiesbadener Ehrenfußballwart Helmut Herrmann, wenn er an die unzähligen Begegnungen mit dem im Alter von 81 Jahren verstorbenen Schiersteiner denkt.

Kunstrasen-lnitator und Chauffeur von Fritz Walter

Norbert Ferdinand trug das Herz auf der Zunge, er kam ohne Umschweife zur Sache, manchmal vielleicht mit einer etwas schroffen Ader. Wer ihn kannte, wusste, dass es nicht so gemeint war. „Raue Schale, weicher Kern“, so charakterisiert ihn Detlev Hofmann, der im Jahr 2009 als Fußball-Abteilungsleiter in die Fußstapfen des Dauerbrenners von der Rheinhöhe getreten war. Unglaublich, aber wahr: 1978 hatte Norbert Ferdinand den Abteilungsleiter-Posten übernommen. 17 Jahre zuvor war er dem Verein beigetreten, gründete 1964 die Jugendabteilung. Dass die Rheinhöhe ein Magnet für fußballbegeisterte Kinder und Jugendliche wurde, Schwarz-Weiß seit Dekaden eine der größten Nachwuchsabteilungen in Wiesbaden unterhält, ist sein Verdienst. Jugendleiter (auch zusammen mit Peter Giehl) und passionierter Jugendtrainer war er – und Ende der 1980er Jahre eine Triebfeder des Kunstrasen-Baus. Denn „Ferdi“, daran erinnert sich Helmut Herrmann nur zu gut, „konnte seinen Wünschen einen gewissen Nachdruck verleihen“. 

Im Eingangsbereich der Rheinhöhenanlage thront ein Adler auf mehreren Steinen. Darunter auch ein 25-Kilo-Wacker, der am 25. Oktober 1988 auf dem früheren Hartplatz unter Beteiligung von Norbert Ferdinand· geborgen wurde. „Zur Erinnerung an den Kampf um die Rheinhöhe anno 1988/89“, steht auf dem Schild unter dem Adler – irgendwie auch ein Denkmal für „Ferdi“ zu Lebzeiten. Denn der Kunstrasen, nach Biebrich der zweite in Wiesbaden, kam auch dank seines zähen Engagements.

Daneben sorgte der DFB-Bundestag in Wiesbaden für ein unvergessenes Erlebnis. Der damalige Fußballwart Helmut Herrmann brauchte plötzlich einen Fahrer, um Ehrengast Fritz Walter aus Alsenborn abzuholen. „Zehn, zwölf wollten, aber der Ferdi hat mich so lieb angeguckt. „Ferdi, du fährst”, habe ich zu ihm gesagt. Das war noch jahrelang sein Thema Nummer eins. Diese Begegnung war für ihn wie Geburtstag, Weihnachten, Ostern und Neujahr in einem“ 

Treibende Kraft für Handball- und Volleyball-Abteilung

Helmut Herrmann weiß auch noch um ein besonderes, bei Liga-Sitzungen regelmäßig wiederkehrendes Anliegen. „Ferdi wollte immer, dass die Frauen Eintritt bezahlen. Doch in dieser Hinsicht war er ein Einzelkämpfer. ,Du bist ein Frauentyp‘, habe ich immer entgegnet.“ Norbert Ferdinand war aber nicht nur einzig und allein auf den Fußball fokussiert. Bei der Neugründung der Handball -und Volleyballabteilung war er „eine treibende Kraft“, erinnert sich Schwarzweiß- Vorsitzender Joachim Haubrich. Ferner war Norbert Ferdinand am Ausbau des Vereinsheims beteiligt. 2009 wurde er nach 45 Jahren Vereinszugehörigkeit zum Ehrenmitglied ernannt. ,,Alle Schwarz-Weißen trauern um ihn und werden ihn auf ,seinem Sportplatz‘ nie vergessen“, sagt Joachim Haubrich im Namen des Vereins.

Der Text erschien im Wiesbadener Kurier